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Kaffeepreise gehen durch die Decke - ein paar Hintergründe

Kaffeepreis geht durch die Decke

Explodierende Preise bei Lebensmitteln kamen in den letzten Jahren immer wieder vor. Die Erhöhungen bei Kaffee waren da bisher moderat. Doch das ändert sich nun: Größere Preissteigerungen sind passiert und weitere Preissteigerungen sind wohl zu erwarten.

Was ist jetzt passiert? Ist es der Klimawandel? Sind es Spekulationen? Oder bekommen Bauern endlich einen fairen Preis? Wir versuchen ein paar Infos zu geben:

Zuerst die Fakten: Wie teuer ist es?

Es gibt einen Börsenpreis für Kaffee pro Pfund für Rohware ohne besondere Qualitätserfordernisse. Da dieser öffentlich ist, kann man die Entwicklung gut verfolgen. Natürlich ist guter Kaffee deutlich teurer, die Preisentwicklung folgt aber auch hier der Börsenkurs-Tendenz.

In den letzten Monaten ist eine deutliche Preisralley sichtbar. Aktuell (27. Jän 25) sind $ 3,47 pro Pfund zu zahlen - umgerechnet € 7,29 / kg. Dafür bekam man vor 1 Jahr noch hochwertigsten Kaffee.

Natürlich sieht eine Grafik immer unterschiedlich aus, je nachdem welchen Anfangszeitpunkt man benutzt. Daher ist auch die langfristige Betrachtung interessant. Wir haben die Kaffeepreise seit 2013 in eine Grafik mit der Inflation (österreichischer Verpraucherpreisindex) gegeben.

Rohkaffee war lange Zeit sehr günstig - vielleicht auch zu billig. Bis auf kurze Höhen 2014 und 2016 fiel der Preis sogar nominell leicht. Erst 2021 ging der Trend in eine andere Richtung und nach einer Erholung 22/23, geht es nun deutlich nach oben.

Kaffeepreise waren daher auch lange im Verkauf lange stabil. Auch bei uns gibt es Sorten, die im Verkaufspreis über mehr als 5 Jahre ident geblieben sind. Jegliche Preissteigerungen waren den höheren Kosten bei uns geschuldet - nicht dem Rohkaffeepreis. Nun haben sich die Zeiten geändert.

Warum steigen die Preise?

Grundsätzlich ist der Preis ja ein Ergebnis von Angebot und Nachfrage. Aktuell reagiert der Markt aber vor allem auf Unsicherheiten und Turbulenzen. Hier ein paar Beispiele:

  • Weltpolitische Turbulenzen bringen den Handel durcheinander. Ein wichtiges Beispiel: Äthiopien als großer Kaffeeexporteur hatte in der Vergangenheit den Kaffee über Dschibuti verschifft. Das ist ein moderner Hafen. Durch die Huthi Angriffe weicht man nun auf einen ineffizienteren Hafen in Mombasa aus und fährt über das Cap der guten Hoffnung. Das dauert länger und kostet mehr. Gleichzeitig müssen Röster als Überbrückung zusätzlich woanders Rohkaffee einkaufen, da der Äthiopische Kaffee später ankommt. Das erhöht die Nachfrage. Und da die Container länger befüllt sind, fehlen diese auch anderswo für den Transport.
     
  • Die weltweite Nachfrage nach Kaffee steigt, vor allem in China.
     
  • Eine Auswirkungen des Klimawandels sind größere Ernteunterschiede, da Trockenheit öfter auftritt und Regenphasen manchmal zu lang werden. Auch heuer sind die Prognosen für das wichtigste Anbauland Brasilien unsicher. Das führt auch dazu, dass vorausschauende Röster gleich mehr Rohware einkaufen und damit auch die Lager in Europa leerkaufen.
     
  • Durch die Unsicherheiten und Schwankungen im Markt wurde das Geschäftsmodell der Rohkaffee-Händler durcheinandergebracht. Sie hatten bisher mit ~3% Marge agiert. Das funktioniert aber nur bei stabilen Preisen und günstigen Zinssätzen. Daher gab es hier Insolvenzen und mancher Röster hat dadurch die Versorgung mit Rohkaffee verloren.
     
  • Wenn ein Markt volatil ist, dann wird dieser interessant für Spekulanten. Diese befeuern dann manchmal auch noch die Schwankungen.

Verlierer und Gewinner der Preissteigerungen

Verlierer zu finden fällt uns meist tendenziell leicht:

  • Rohkaffee-Händler verlieren zum Teil ihr Geschäftsmodell. Große Röster versuchen sich abzusichern und kaufen vermehrt direkt. Kleine Röstereien versuchen das nach ihren Möglichkeiten ebenfalls.
     
  • Ihr Kaffee wird teurer
     
  • Röstereien, die keine saubere Kostenrechnung haben und/oder zu viel Angst haben. Aktuell haben wir immer wieder Gespräche mit Röster, die sich davor fürchten, die Preise zu erhöhen. Sie fürchten, Kunden zu verlieren. Allerdings ist dies sehr gefährlich. Sie versuchen zuerst irgendwo Kosten einzusparen und die Steigerungen selbst zu schlucken. Meist ist aber ohnehin wenig Buffer vorhanden, sodass bei ehrlicher, sauberer Rechnung das Business negativ wird oder zumindest keinen Lohn für den Röster mehr abwirft. Das fällt bei kleineren Röstereien oft nicht so schnell auf. Es bedroht aber die Existenz und wir erwarten, dass in den nächsten Monaten und Jahren einige kleine Röster aufgeben werden.

Es ist aktuell wirklich so, dass wir uns Sorgen machen, wenn ein Röster seine Preise nicht ausreichend erhöht.

Doch es gibt natürlich auch Gewinner:

  • Röstereien, die eine stabile, diversifizierte Lieferkette aufgebaut haben, eine gute Marke etabliert haben und auch sauber rechnen: Diese Unternehmen werden bleiben und zusätzliche Kunden gewinnen können. Marktanteile werden frei werden, weil einerseits manche Großröster ihre "Wir machen auf Kleinröster"-Projekte einstampfen werden und andererseits auch kleinere Röster schließen werden.
     
  • Die Produzenten in den Anbauländern profitieren natürlich von den Preissteigerungen. Viele bekommen nun endlich einen fairen Preis für die harte Arbeit. Es wird dieses Mal oft auch  wirklich bei den Kaffeebauern ankommen, zumindest überall dort, wo der Bauer einen gewissen Marktzugang hat.

Wie geht es weiter?

Vorhersagen sind schwierig, vor allem über die Zukunft. Die weltpolitische Lage bleibt erstmals volatil. Der Klimawandel wird nicht verschwinden und auch die Nachfrage wird weltweit hoch bleiben.

Hohe Preise führen dazu, dass mehr Kaffee auch angebaut wird. Da ein Kaffeestrauch aber ein paar Jahre benötigt, bis er guten Ertrag bringt, wird dies in absehbare Zeit keine Auswirkung auf das Angebot haben. Allerdings kann es längerfristig den Preis stabilisieren.

Soweit wir Meinungen der Branche hören, glauben viele, dass die Preise auch mittelfristig hoch bleiben werden. Futures für die nächsten Monate sind gleich teuer oder teurer als der aktuelle Preis. Gleichzeitig sieht man bei einer historischen Betrachtung, dass es auch 1977, 1997 und 2011 extreme Ausreisser nach oben gab. Danach fielen die Preise aber wieder auf vorherige Werte. Es bleibt also spannend.

In den nächsten Monaten werden wir viele Preissteigerungen erleben. Viele hochwertige Kaffeesorten werden rund um die € 40/kg kosten. Aber auch der Industriekaffee im Supermarkt wird deutlich teurer werden. Bereits jetzt haben Großröster schon viele Preise angepasst.

Kaffee bleibt das Lieblingsgetränk

Natürlich kostet guter Kaffee jetzt mehr Geld. Gleichzeitig wird der Kaffeegenuss für die meisten Menschen in westlichen Ländern leistbar bleiben. Viele leisten sich ja schon bisher verkapselte Lösungen mit kg-Preisen deutlich über den aktuellen Kaffeehochs.

Es gab ja auch andere Zeiten. Anfang der 50er Jahre hatte der Kaffee einen Preis der inflationsbereinigt heutigen € 230/kg entspricht. Da war Malzkaffee für viele die einzige Alternative. Wir nehmen aber an, dass dies nun nicht passieren wird.

Allerdings kann es schon sein, dass manche etwas mehr Fokus darauf legen, dass sie weniger Kaffee "vergeuden". Vielleicht erhöht es ja auch die Wertigkeit des Getränks.

 

 

Weiterlesen:

> Besuch auf Kaffee-Farm in Sumatra, Indonesien - Vorbild für nachhaltige Entwicklung

> Schmeckt das? Entkoffiniert / Decaf - Half-Caf und koffeinarm

>Muss Kaffee immer frisch gemahlen sein?

 

 

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