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Besuch auf Kaffee-Farm in Sumatra, Indonesien - Vorbild für nachhaltige Entwicklung

Biologin aus den USA und indonesischer Ingenieur als nachhaltige Kaffee-Farmer in Sumatra

Unterwegs in Sumatra, Indonesien wollten wir eine Kaffee-Farm besuchen, auf der wir viel über Kaffee lernen können. Nach ausgiebiger Recherche sind wir auf Lisa und Leos Coffee Farm gekommen. Das hat sich als tolle Wahl herausgestellt.

Lisa ist Biologin und Medizinerin. Ihr Bezug zu Kaffee kam von Ihrem Vater, der in diesem Bereich tätig war. Leo stammt aus Indonesien und migrierte in jungen Jahren in die USA. Er ist Elektro-Ingenieur. 

Nach einigen Zwischenstationen landeten die beiden in Sumatra mit dem Plan, eine nachhaltige Kaffee-Farm aufzubauen. Das geht mittlerweile soweit, dass die Farm mehr CO² absorbiert, als sie verbraucht (inklusive der Flugreisen der Gäste). Das ist schon bei der Ankunft sichtbar: Die Grenze zu der Farm erkennt man ganz deutlich dadurch, dass für Sumatra ungewohnt auf einmal kein Müll mehr herumliegt. 

Größtenteils kleine Farmen auf Sumatra

Der Großteil der Kaffee-Produktion in Sumatra ist sehr kleinteilig. Die Bauernfamilie selbst liefert meist nur die Kaffeekirschen, ohne diese weiter verarbeitet zu haben. Das bringt große Abhängigkeiten mit sich und vor allem bekommt man für das Rohprodukt auch keinen guten Preis.

Im Gegensatz dazu verfolgen die Beiden einen Farm-to-Cup-Ansatz. Die Kirschen werden auch aufbereitet, getrocknet, sortiert und zum Teil auch geröstet. Der Verkauf erfolgt ausschließlich zu End-Kunden und Röster - 80% des Kaffees wird im Land getrunken. 
 

Biologin Lisa ist zuständig für Anbau

Lisa ist für den Anbau zuständig. Dieser funktioniert natürlich - ohne Düngemittel. Nicht einmal Kupfer ist nötig, da es keine Probleme mit Pilzkrankheiten gibt. Gegen den Kaffeekirschenbohrer werden Bäume gesetzt, die dessen Feinde anziehen. Die Düngung erfolgt ausschließlich durch Kompost. 

Damit dies funktioniert hat die Biologin ein komplettes, nachhaltiges Öko-System geschaffen. Die Basis sind laufende Messungen von Boden und Pflanzen. Ebenfalls weiß Lisa nach über 20 Jahren Farm-Erfahrung genau, welche anderen Pflanzen (Bodendecker, Schattenbäume) besonders gut für Kaffee sind. 

Lisa kümmert sich auch um die Kaffeebaum-Schule (und verkauft Pflanzen), experimentiert mit verschiedensten Sorten. Ihr Know-How ist unglaublich und Sie gibt auch viele Kurse, um das Wissen an andere Farmer weiterzugeben.

Neben Kaffee werden auch Macadamia-Nüsse (neu, erste Ernte 26), Avocados, Passion Fruits, Zimt und Bananen angebaut. 

Aufbereitungsmethoden in Sumatra - Leos Arbeit in der Mill

Wenn der Kaffee geerntet wird, dann geht es in der Mill los. Es gibt 4 verschiedene Aufbereitungsarten, die auf der Farm gemacht werden:

  • Fully washed
  • Mandheling Washed
  • Honey processed
  • Natural

Um die Aufbereitung zu verstehen, ist der Aufbau der Kaffeekirsche wichtig. Diese besteht aus dem Kern (was wir als Bohne kennen), das Parchment drumherum (eine dünne Schutzschicht) und dem Fruchtfleisch. Das Ergebnis jeder Aufbereitungsmethode ist, dass nur der getrocknete Kern übrigbleibt. Dieser wird dann geröstet. Doch wie das passiert ist unterschiedlich und beeinflusst den Geschmack beträchtlich.


Bei fully washed werden die Kirschen in Sumatra zuerst im Ganzen eingeweicht und fermentiert (je nach Bedienungen 12-48h). Im Gegensatz zu anderen Anbaugebieten wir erst danach gepulpt (also die Kirschhaut heruntergeschält). Anschließend gibt es eine weitere Fermentierung (ähnliche Dauer). Die "guten" Bohnen sinken auf den Boden und werden dann auf Trockenbeete gelegt. Da trocknen diese auf ~12-14% Restfeuchtigkeit. Danach wird das Parchment mit dem Miller entfernt um die Rohbohnen zu erhalten.
Da die Erntezeit meist in die Regenzeit fällt, dauert die Trocknung oft 3 Wochen. Um diesen Prozess zu beschleunigen, gibt es die Mandheling Washed Methode - weitverbreitet nur in Sumatra. 

Menheling, Honey und Natural

  • Die Mandheling Washed Methode startet identisch mit Fully-Washed. Allerdings startet die Entfernung des Parchment schon bei 25-30% Restfeuchtigkeit. Danach werden die freigelegten Bohnen nochmal getrocknet. Damit lässt sich die Gesamttrocknungszeit um eine gute Woche verkürzen.
     
  • Honey Process startet ebenfalls wie Fully Washed mit Entpulpung (Fruchtfleisch entfernen). Während man bei Fully Washed durch Einweichen und Hochdruck-Wasser jegliche Fruchtfleisch entfernt, lässt man diese bei Honey Processed an der Bohnen und bringt diese dann zum trocknen. Daher sind die getrockneten Bohnen dann leicht fleckig.
     
  • Natural (oder trocken) aufbereitete Kirschen werden direkt zum Trocknen aufgelegt (also im Fruchtfleisch). Diese Trockenmethode dauert naturgemäß am längsten (4 Wochen). Die ganz getrocknete Bohne wird dann geschält (Fruchtfleisch und Parchment).

    Auf dieser Farm werden auch Natural Bohnen meist eingeweicht und für eine Weile kontrolliert fermentiert. Generell bereiten Lisa und Leo zu 80% natural auf. Der Hauptgrund ist der geringere Wasserverbrauch. Bei Fully Washed benötigen traditionelle Methoden mit fließendem Wasser 25l pro kg. Sie haben dies mit Optimierungen auf 3-4 l reduziert. Es ist trotzdem noch sehr viel. 

Der Maschinenpark der Farm

Leo ist der Chef des Maschinenparks. Er tüftelt viel. Normalerweise benötigt man für jede Aufbereitungsmethode einen eigenen Parchment-Entfernen. Einmal muss man ja Fruchtfleisch und Parchment entfernen, ein anderes Mal nur das Parchment. Auch Mandheling funktioniert anders. Leo hat sein Gerät so angepasst, das dies für alle Methoden funktioniert. Die Erfindung wird nun auch in Serie produziert und weiterverkauft. 

Danach werden die Bohnen von Mist getrennt mit dem Density Seperator. Eine schräge Rüttelplatte und Luftströme von unten separieren leichtes Material von guten Bohnen. 
Im nächsten Schritt werden die Bohnen nach Größe sortiert. Der letzte Schritt ist ein besonderes Highlight für Leo. Der Farbsortierer. Das $ 35.000 Gerät hat Kameras und sortiert Bohnen einzeln nach vorgegebenen Mustern aus. Ein kleiner Luftstrahl und die Bohne ist bei den schlechten. Das japanische Gerät wurde ursprünglich für Reis entwickelt und auf Kaffee adaptiert und schafft 700kg / Stunde. Die besten händischen Sortierer schaffen 100 kg / Tag. 

 

Wirtschaftliche Tragfähigkeit eine Herausforderung

Die Farm ist gerade einmal 6ha Anbaufläche groß. Damit das wirtschaftlich möglich ist, betreiben die beiden viele weitere Geschäftszweige:

  • Trainings und Consulting für Farmer, Röster
  • Weiterverarbeitung von Kaffee von anderen Farmern (damit bekommen auch diese einen faireren Preis)
  • EcoTourismus mit einer super Cottage mitten in der Farm und maximal 6 Gästen
  • Weiterverkauf von Kaffee-Pflanzen
  • Verkauf von anderen Früchten

Insgesamt ist es wohl eine erfüllende Aufgabe für die beiden. Gleichzeitig ist es aber sicher auch eine arbeitsintensive und nicht immer einfache. 

Auch wenn die Farm oft als Referenzprojekt genannt wird und es viele Medienberichte gibt. Der Wandel zu mehr Öko, mehr Eigenständigkeit und Nachhaltigkeit ist in Sumatra ein langsamer. Über die Jahre haben die beiden gerade einmal 2 Projekt begleiten dürfen, die auch wirklich in ähnlicher Form wie ihre Farm umgesetzt wurden. 

Viele Beteiligen wollen sich von der aktuellen Situation nicht lösen, weil sie gut damit verdienen (Exporteure, Abnehmer von Kirschen für Bauern ohne Transportmöglichkeit,..). Andere können es nicht, weil die finanziellen Mitteln oder das Know-How fehlt.
 

Wo geht die Reise hin?

Abschließend wollten wir auch wissen, wie die beiden die Zukunft von Kaffee-Anbau auch im Anbetracht des Klima-Wandels sehen.

Der Ausblick war nicht so düster, wie es in vielen Berichten sonst zu lesen ist. Es werden sich die verwendeten Raritäten anpassen: Robuste Sorten werden sich noch weiter Verbreiten. Dabei sind Robusta (auch in höheren Lagen) und Hybride (Arabica/Robusta-Kreuzungen) im Vormarsch.

Zu den Hybriden gibt es auch eine interessante Geschichte. Während die meisten Sorten im Labor gentechnisch kreiiert werden, entstand auf Timor ein natürlicher Hybrid: Hybrido de Timor. Keiner weiß, wie dies passieren kann. Dieser Hybrid wird aktuell auch auf der Lisa und Leo - Farm gezüchtet. 

Wenn Sie einmal in der Gegend unterwegs sind: Einen Besuch der Lisa und Leos Coffee Farm können wir wärmstens empfehlen!

> zur Webseite der Farm
 

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